Monat: Juli 2022

Im Takt beim Freudentanz (30.07.2022)

Hockey: Marie Fischer von der TG Frankenthal spielt mit der deutschen U21 gegen Belgien um den EM-Titel

Von Christian Treptow

 Gent. Mit einem 4:3 nach Penaltyschießen gegen die Niederlande hat sich die deutsche U21 mit Marie Fischer (TG Frankenthal) für das Endspiel der Hockey-Europameisterschaft in Gent (Belgien) qualifiziert. Dafür mussten Fischer und Co. früher aufstehen als gedacht.

Nachdem die deutsche Torfrau Chiara Vischer vom Münchner SC den entscheidenden Penalty gehalten hatte, gab’s kein Halten mehr. Ihre Mitspielerinnen stürmten auf sie zu und begruben sie unter sich. Da konnte man sich schon Sorgen machen um die Gesundheit der Keeperin. Doch Marie Fischer gibt wenig später Entwarnung: „Beim Jubeln ist keiner verletzt worden“, sagt die Hüffelsheimerin, die vor Kurzem mit der TG Frankenthal in die Zweite Feld-Bundesliga aufgestiegen ist. Die 18-Jährige selbst war bei den Freudentänzen als eine der ersten im Takt. Den kennt sie ja noch von den Aufstiegsfeierlichkeiten mit der TG.

Ursprünglich war das Spiel am Freitag für 12 Uhr angesetzt. „Aber Belgien konnte sich als Gastgeber aussuchen, wann sie spielen wollen“, erklärt Fischer. Das Team entschied sich fürs zweite Halbfinale. Und so musste Deutschland schon um 10 Uhr gegen die Niederlande ran.

Das bedeutete für die Schützlinge von Bundestrainer Akim Bouchouchi: aufstehen um 6.30 Uhr. „Ganz schön früh. Ich hätte gerne noch länger geschlafen“, gesteht Marie Fischer und lacht. Ihr und ihren Teamkolleginnen machte der vorgezogene Anpfiff nichts aus. Lena Frerichs (Bremer HC) gelang schon in der ersten Minute das 1:0, das Lilli de Nooijer in der 14. Minute ausglich. Dabei blieb’s bis zum Shootout, weil beide Teams zu wenig aus ihren zahlreichen Möglichkeiten machten. Im Penaltyschießen hatte der deutsche Nachwuchs die besseren Nerven.

„Wir hatten uns darüber gefreut, dass es gegen die Niederlande geht“, verrät Fischer. Beide Teams seien im selben Hotel untergebracht. „Wenn man essen geht, sieht man sich“, erzählt sie. Und dann wisse man auch, wen man geschlagen habe.

Im Endspiel geht’s für Marie Fischer und Co. heute (15.30 Uhr, live bei eurohockeytv.org) gegen Belgien um den Titel. Die Gastgeberinnen bezwangen England 2:1. „Belgien macht viel Druck nach vorne und versucht, viel Stress auf die Innenverteidiger auszuüben“, erläutert Fischer. Davon wird sie als Verteidigerin besonders betroffen sein, oder? „Ich denke, wir werden uns da schon das geeignete taktische Mittel einfallen lassen“, meint sie und lacht.

Dass der Europameistertitel das Ziel ist, daraus hat Marie Fischer keinen Hehl gemacht. Das wäre dann nach dem Aufstieg der perfekte Sommer für die 18-Jährige. „Wir haben gegen die Niederlande sehr gut gespielt. Daran müssen wir im Endspiel anknüpfen und uns vielleicht noch steigern“, sagt Fischer. Bis dahin hat sie ein paar Stunden mehr Regenerationszeit als der Gegner. Vielleicht ist das entscheidend.

TG-Damen: Mit Vollgas in die Zweite Bundesliga

Zum Abschluss haben es die ersten Damen der TG Frankenthal doch noch einmal richtig spannend gemacht. Beim SC Frankfurt 1880 musste das Team von Tobias Stumpf im letzten Viertel zittern, am Ende brachte es das 1:1 (1:0) über die Zeit und besiegelte damit den vorzeitigen Titelgewinn in der Feldhockey-Regionalliga Süd. Das letzte Saisonspiel am Sonntag gegen den 1. Hanauer THC geriet da fast zur Nebensache.

Direkt nach dem Abpfiff am Samstagnachmittag rannten die TG-Spielerinnen an den Teil der Tribüne, auf dem die mehr als 50 mitgereisten Frankenthaler Fans Platz genommen und 60 spannende Minuten lang mit ihren Anfeuerungsrufen fast schon für so etwas wie Heimspielatmosphäre gesorgt hatten. Als die „Uffstieg!“-T-Shirts übergestreift waren, kannten die TG-Damen kein Halten mehr. Unter spritzigen Sektduschen wurde ausgiebig getanzt und gesungen. Auch die ein oder andere Träne wurde vergossen. Schon die Rückfahrt geriet zur Party, die bei der Ankunft am Jahnplatz nahtlos auf der großen Feier der TG anlässlich des 100-jährigen Bestehens ihrer Hockeyabteilung fortgesetzt wurde.

Nach dem Abpfiff in Frankfurt gab es am Samstagnachmittag kein Halten mehr.
Nach dem Abpfiff in Frankfurt gab es am Samstagnachmittag kein Halten mehr.

Zehn Jahre nach dem Abstieg der TG-Damen aus der Zweiten Bundesliga gelang dem aktuellen Team damit der Aufstieg. Eine Spielerin, die schon damals dabei war, ist Kim Lauer. „Gerade für uns älteren Spielerinnen ist das ein sehr emotionaler Moment“, bekannte die Kapitänin. „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren hart gekämpft. Wir mussten um den Klassenerhalt in der Regionalliga bangen, und dann waren wir auch schon mal nah dran am Wiederaufstieg. Jetzt hat es endlich geklappt.“

Nervös im vorletzten Spiel

Noch ein paar Jahre länger dabei ist Esther Peikert. Sie hat 2009 schon einmal einen Aufstieg mit den TG-Damen in die Zweite Bundesliga mitgemacht – und drei Jahre später auch den Abstieg in die Regionalliga. „Wir sind überglücklich und hoffen, dass sich die Mannschaft diesmal dauerhaft in der Zweiten Liga etablieren kann“, sagte Peikert. Dass es in Frankfurt nach einem guten Start – U21-Nationalspielerin Marie Fischer hatte die TG im ersten Viertel nach einer Kurzen Ecke in Führung gebracht –, noch richtig eng wurde, war laut Kapitänin Kim Lauer der Nervosität geschuldet. „Wir waren in vielen Aktionen zu hektisch.“ Dass die Frankfurterinnen nach dem Ausgleich von Paula Heuser (32.) Druck machen würden, um mit einem Sieg gegen die TG ihre Titelchance zu wahren, sei zu erwarten gewesen, meinte Lauer. „Auch wenn es am Ende knapp war, hat das Spiel unheimlich viel Spaß gemacht. Dass sind die Partien, für die man Hockey spielt.“

Auch am Sonntag blieben die Frankenthalerinnen ohne Niederlage. Nach einer kurzen Nacht stand noch das Heimspiel gegen den 1. Hanauer THC an, in dem beide Teams befreit an die Sache gehen konnten. Auch wenn vielleicht nicht mehr um den allerletzten Meter gekämpft wurde, bot sich den Zuschauern eine unterhaltsame Partie mit mehreren Führungswechseln. Das 0:1 für die Gäste durch Alina Pillmann (27.) glich Annika Koch nach einer Strafecke aus (41.). In der gleichen Spielminute erzielte Elisa Haselmaier das 2:1 für die TG. Dann war wieder Hanau am Drücker: Theresia Noll traf nicht nur zum 2:2 (44.), sie brachte ihr Team mit 2:3 sogar wieder in Führung (49.). Das wiederum ließ der Regionalliga-Meister nicht auf sich sitzen: Marie Fischer glich in der letzten Spielminute nach Kurzer Ecke zum 3:3-Endstand aus.

Geschafft: Die ersten Damen der TG Frankenthal haben den Titel in der Regionalliga Süd gewonnen.
Geschafft: Die ersten Damen der TG Frankenthal haben den Titel in der Regionalliga Süd gewonnen.

TG-Damen ungeschlagen

TG-Trainer Tobias Stumpf freute sich darüber, dass sein Team auch in den letzten beiden Partien ungeschlagen geblieben ist. Die sieben Saisonspiele davor hatten die Frankenthalerinnen alle gewonnen. „Zwei Siege wären zum Abschluss natürlich schöner gewesen. Aber auch so haben wir eine tolle Saison gekrönt“, befand Stumpf. Zumal die Mannschaft im Frühjahr nicht als Topfavorit ins Restprogramm der Regionalliga Süd gestartet sei. „Weil wir in der Hinrunde ein paarmal gestolpert sind, war es zunächst unser Ziel gewesen, oben mitzuspielen“, bekannte der Coach. Als man dann die letzten beiden Spiele der Hinrunde gegen die direkten Konkurrenten SC Frankfurt 1880 und 1. Hanauer THC gewonnen habe, sei klar gewesen, dass es fortan um den Aufstieg gehen würde. „In der Folge hat meine Mannschaft von Spiel zu Spiel eine konzentrierte Leistung gezeigt.“

Für Stumpf setzt sich damit die gute Entwicklung der TG in den vergangenen Jahren im Damenhockey fort. Schon in der Halle war seinem Team der Aufstieg von der Zweiten in die Erste Regionalliga Süd gelungen. Auch die übrigen Damenmannschaften der TG rückten in der Halle jeweils eine Spielklasse nach oben. Der abermalige Aufstieg der ersten Damen ist für den Verein und den Hockeystandort Frankenthal von großer Bedeutung. Ab der kommenden Feldrunde spielen sowohl die ersten Herren als auch die ersten Damen der TG in der Zweiten Bundesliga.

Souverän mit kleinen Fehlern (06.07.2022)

Saisonbilanz: Nur einmal hat sich die TG Frankenthal in der abgelaufenen Hockey-Zweitligasaison einen Totalausfall geleistet. Ansonsten spielte und kämpfte sich die Mannschaft von Trainer Timo Schmietenknop souverän in Richtung Klassenverbleib. Vor allem im Mittelfeld ist die Leistungsdichte hoch. Doch der Coach hat auch eine Baustelle ausgemacht.

Von Christian Treptow

 
Frankenthal. Selbstverständlich fällt noch mal der Name Johannes Gans, wenn man auf die Saison 21/22 in der Zweiten Feldhockey-Bundesliga der TG Frankenthal zu sprechen kommt. Der hochveranlagte Offensivspieler zog es nach seinem Aufenthalt in Kanada in Richtung Frankfurt zum SC 1880. Doch in der kommenden Saison kommt Gans wieder nach Frankenthal. Denn der SC stieg ab und misst sich in der Spielzeit 22/23 mit der TG. „Natürlich hätte ich ihm die Erste Liga gegönnt. Aber ich freue mich immer, wenn er nach Frankenthal kommt – egal in welchem Trikot“, sagt TG-Trainer Timo Schmietenknop.Sein Team hat erneut eine gute Runde hingelegt. 21 Punkte, Platz sechs (punktgleich mit dem Vierten Stuttgarter Kickers) sind die nackten Zahlen unterm Strich. Abseits der reinen Ergebnisse hatte man aber nie das Gefühl, dass die TG in akute Abstiegsgefahr kommen könnte. Dank der Mithilfe der Konkurrenz war der Klassenverbleib schon zum Strohhutfest gesichert.

Schulnote Zwei minus Schmietenknop gibt seinen Schützlingen die Schulnote Zwei minus. „Es war eine spannende Saison. Wir haben viel ausprobiert. Die Vorbereitung war schwierig.“ Positiv vermerkt der Coach: „Wir haben immer die Chance zu gewinnen.“ Lediglich beim 2:5 in Nürnberg habe man sich einen Totalausfall geleistet. Die Saison abgeschlossen hat die TG mit vier Remis. „Es waren immer wieder einfache Fehler dabei. Die muss man abstellen, wenn man oben mitspielen will.“

Ja, ein Spieler wie Johannes Gans habe wegen seiner individuellen Fähigkeiten gefehlt. „Aber so waren wir spielerisch stärker. Wir haben es gut umgesetzt, hatten eine ordentliche Eckenquote.“ In der offensiven Schaltzentrale war die Last auf mehrere Schultern verteilt. Tim Ehret ist endgültig in Frankenthal angekommen und hat seine Qualitäten als Taktgeber im offensiven Mittelfeld unter Beweis gestellt. Yannick Koch hat überragende technische Fähigkeiten. Schmietenknop nennt ihn schon „tragende Säule und unstoppbar“. Und auch Max Neumeier sei zum Ende der Spielzeit immer besser in Schwung gekommen.

Hinzu kommt noch Sven Becker, der offenbar mit jedem Jahr besser wird. „Und fitter“, ergänzt Schmietenknop. „Im Mittelfeld tummeln sich bei uns viele intelligente Spieler. Da werden wir in Zukunft noch viel Freude haben. Das Mittelfeld ist unser Prunkstück“, schwärmt der Coach.

Der Klassenverbleib sei eine Teamleistung gewesen. Doch ein Akteur ragte regelmäßig heraus. Keeper Thimo Bernet hat der TG mit zahlreichen Paraden so manchen Zähler festgehalten und sich zur klaren und unangefochtenen Nummer eins im Feld gemausert. „Er war vor allem bei den Ecken stark“, lobt Timo Schmietenknop seinen Torwart. Die Problemzone der TG war der Angriff. 37 geschossene Tore sind noch ausbaufähig. „Wir waren im Kreis oft zu verspielt.“

In der Abwehr konnte sich die TG auf Kapitän Bastian Schneider, Routinier Marc Beck, Manuel Eck, Johannes Zurke und Sandro Reinhard verlassen. Letzterer hat, nachdem er schon in der Halle in der Defensive eingesetzt wurde, die Wandlung vom Offensivmann zum Abwehrspieler vollzogen. „Es war eine seiner besten Saisons in Frankenthal“, lobt Timo Schmietenknop den Schweizer. „Im letzten Spiel in Stuttgart hat er sogar freier Innenverteidiger gespielt. Er hat auf jeden Fall einen Sprung nach vorne gemacht. Und wenn die einzelnen Spieler besser werden, dann heißt das, dass wir als Trainerteam auch einen guten Job machen“, erläutert der Coach.

Trotzdem: Das Thema Verteidigung wird auch eins bis zum Ende der Transferperiode am 1. August sein. Denn Timo Schmietenknop macht keinen Hehl daraus, dass er es gerne sehen würde, wenn der Kader der TG in der Breite noch besser aufgestellt wäre. „Wir hatten immer wieder Probleme durch Verletzungen. Man braucht einen breiten Kader, um das aufzufangen.“

Zwei Alternativen hat die TG mit Lars Schreiner und Jonathan Wiemer zur Feld-Rückrunde bekommen. Doch die Verantwortlichen sind auf der Suche nach weiteren Spielern – nicht nur im eigenen Nachwuchs.

„Man braucht die Bereitschaft und die Einstellung im Kopf, wenn man in der Mühle Hockey-Bundesliga drin ist. Vorbereitung, Training, bei den Spielen ist man ein Wochenende auf Tour“, nennt Schmietenknop die Herausforderung für junge Spieler.

Der Coach selbst wird sich auch in der kommenden Spielzeit wieder der Herausforderung an der Seitenlinie stellen. „Auf jeden Fall für die Feld-Hinrunde und die Hallensaison. Dann müssen wir mal schauen, wie es beruflich bei mir weitergeht“, sagt Timo Schmietenknop. Hans Damm wird ihm dabei weiter als Co-Trainer zur Verfügung stehen. „Er wird gut angenommen von den Jungs.“

Das Ziel in der nächsten Saison soll dann sein, sich weiter in die oberen Regionen der Tabelle der Südgruppe der Zweiten Bundesliga zu orientieren. Und in der Halle soll natürlich die Erste Bundesliga weiter in der Halle Am Kanal präsentiert werden. Die TG wolle weiter eine gute Anlaufstelle und ein Sprungbrett für talentierte Spieler sein. Die können ab 14. Juli, wenn die TG in die Vorbereitung auf die nächste Saison einsteigt, zeigen, was sie können.

Auf gutem Weg

Die TG Frankenthal hat gezeigt, dass sie zurecht in der Zweiten Liga spielt. In Zukunft wird viel vom Nachwuchs abhängen.

Feldhockey-Zweitligist TG Frankenthal hat sich unterm Strich ohne größere Schwierigkeiten den Ligaverbleib gesichert. Es wäre sogar noch mehr drin gewesen, wenn aus einem der vier Remis zum Saisonabschluss ein Sieg geworden wäre.

Die TG-Herren sind auf einem guten Weg. Trainer Timo Schmietenknop hat dem Team taktische Variabilität verpasst und findet in der Ansprache offenbar den richtigen Ton. Von seiner Erfahrung profitieren vor allem die jungen Spieler, wie zum Beispiel Yannick Koch. Der Blondschopf zeigt regelmäßig, dass er die Stütze im Mittelfeld der TG in naher Zukunft sein kann.

Das Problem: Die Leistungen der TG bleiben der Konkurrenz nicht verborgen. Spieler wie Koch oder Keeper Thimo Bernet wecken Begehrlichkeiten. Da wird es auch in Zukunft umso wichtiger sein, dass aus dem eigenen Nachwuchs regelmäßig Spieler zum Kader der ersten Herren stoßen. Denn große finanzielle Sprünge werden auch weiterhin nicht möglich sein.

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