Rheinpfalz: Interview: „Neue Impulse sorgen für Spannung“ (28.10.2019)

Die Herren der TG Frankenthal haben die Hinrunde in der Zweiten Feldhockey-Bundesliga mit einem guten Gefühl beendet. Mit 16 Punkten überwintert das Team auf dem vierten Platz. Coach Timo Schmietenknop spricht über Trainingsmethoden und erklärt, was der Mannschaft noch fehlt, um mit den Großen mithalten zu können.

Herr Schmietenknop, wie haben Sie die Feldhinrunde verarbeitet?
Ich habe mir schon meine Gedanken darüber gemacht, ja. Mein Fazit ist sehr positiv. Natürlich ist noch ein bisschen das Ärgernis da, dass man am Ende mit den ganz Großen nicht hat mithalten können. Aber unterm Strich war’s eine sehr gute Hinrunde.

Sind Sie mittlerweile auch wieder etwas runtergekommen? Es war ja auch mental eine Anspannung …
Runtergekommen war ich, als wir 16 Punkte hatten. (lacht) Das war der Punkt, an dem die Nervosität weg war. Jetzt bin ich bereit für neue Schandtaten.

Das heißt, Sie werden auch in der Halle die Herren trainieren?
Ja, auf jeden Fall.

Und die Feld-Rückrunde?
Das weiß ich noch nicht. Ich würde gerne. Das hängt auch davon ab, wie es mit einem Co-Trainer aussieht. Ich stehe generell zur Verfügung. Wenn ich beruflich nicht ins Ausland muss, kann ich es mir sehr gut vorstellen.

Was ist bei Ihnen von der Feld-Hinrunde hängengeblieben?
Es war eine sehr intensive Zeit. Ich habe viel nachgelesen, was man trainingstechnisch machen kann, wie man Leute motivieren kann … Das sieht von außen immer leichter aus, als wenn man es dann selbst macht.

Welcher Eindruck bleibt von der Hinrunde? Die sechs ungeschlagenen Spiele zum Start oder die letzten drei mit Niederlagen?
Von beidem ein Stück. Man sieht ganz klar die Fehler, die wir in den letzten Spielen gemacht haben. Die haben wir zuvor nicht gemacht. Natürlich sollte man die ersten sechs Partien im Hinterkopf behalten. Aber die drei sind eine gute Mahnung, dass es sehr schnell umkippen kann, wenn man einen Schritt weniger macht.

Von welchen Fehlern sprechen Sie?
Man hat gemerkt, dass wir aufgrund der Kadersituation nicht das Pressing spielen konnten wie noch am Anfang der Runde. Der eine oder andere, der nicht so im Spielbetrieb war, hat etwas gezögert. Und diese halbe oder ganze Sekunde hat auf drei, vier Passstationen dem Gegner dann so viel Platz gegeben, dass der etwas Gutes daraus macht. Das hatten wir zum Beispiel gegen Blau-Weiss Berlin überhaupt nicht. Da waren wir so aggressiv, so schnell. Die hatten gar nicht die Zeit zum Überlegen. Das hätten wir auch in den Topspielen gebraucht.

Die Partie gegen Blau-Weiss war die beste in der Hinrunde?
Ja. Auch dem geschuldet, dass Blau-Weiss an dem Tag nicht gut war. Aber da hat man gesehen, dass wir heiß drauf waren.

Was haben Sie Positives in der Hinrunde gesehen?
Viel. Das Engagement der Spieler und den Willen, Leistung zu bringen und auch Neues auszuprobieren. Das hat mich am meisten beeindruckt. Ich habe viel Spielfreude gesehen und ein Kollektiv, das gemeinsam gearbeitet hat. Das war das Wichtigste. Gute Einzelspieler gibt es immer. Aber das Kollektiv muss funktionieren.

Was hat Ihnen nicht gefallen?
Zum Teil die Planung von den Spielern. Wir hatten teilweise urlaubsbedingt nicht den nötigen Kader im Training. Man muss aber auch sagen: Das ist für alle ein Hobby. Ich habe Verständnis, wenn man mal weg muss. Aber das führt eben dazu, dass man Trainingsinhalte wiederholen muss. Man kann da keinem böse sein. Die Leute investieren schon sehr viel. Ich habe ja auch mal ein Spiel wegen meines Urlaubs verpasst.

Wie sehen Sie die spielerische Entwicklung? Von außen betrachtet hat die Mannschaft da einen unheimlichen Sprung gemacht.
Ja, das sehe ich ähnlich. Ich habe auch von anderen Trainern schon gutes Feedback bekommen. Ich habe da viel von der Arbeit damals mit Stephan Decher profitiert. Das versuche ich jetzt weiterzugeben. Wir sind mit Abstand die fitteste Mannschaft. Wir hatten die Zehlendorfer Wespen mit zwölf, 13 Mann am Rand der Niederlage. Das ist einmalig. Punkt zwei ist: Jeder Spieler weiß, was sein Job ist. Diese einzelnen Stärken bringen wir gut zusammen.

Das Lob von außen tut gut?
Absolut. Speziell, wenn es die erste „richtige“ Trainerstation im Herrenbereich ist. Da ist die Anspannung noch mal ein Stück größer.

Ist das ein Ansporn, immer weiter zu machen?
Klar. Man muss aber aufpassen. Neue Impulse sorgen für Spannung. Das ist die größte Aufgabe.

Welche neuen Impulse haben Sie denn gesetzt?
Oh, da war viel. Zum Beispiel mal ein Spiel, bei dem die Tore falsch herum standen, mehr Spielformen in den Athletikeinheiten, den Wettbewerb ins Training gebracht. Immer wieder genaue Ansagen machen, die Spannung hoch halten. Wenn das Training zwei Stunden lang auf hohem Niveau ist, ist automatisch auch das Spiel auf hohem Niveau.

Bräuchte man nicht einen Co-Trainer?
Ja. Aber da sind wir in guten Gesprächen, dass wir das zur Hallenrunde beheben können.

Wer ist für Sie der Spieler der Vorrunde?
Da gibt es zwei Kategorien. Johannes Gans ist der beste Spieler der Zweiten Liga. Am besten entwickelt haben sich Johannes Zurke und Sven Becker.

In welchem Bereich brauchen Sie noch Verstärkung?
Definitiv im Sturm. Wir hatten fast nie alle fünf Stürmer dabei. Da brauchen wir mindestens noch zwei Spieler. Die fahren einen extremen Aufwand. Und wir wollen den Konkurrenzkampf. Wir brauchen außerdem noch gute Verteidiger. Die Innenverteidiger Bastian Schneider und Marc Beck spielen jede Partie durch. Das ist kein Zustand.

Christian Dopp hilft in welchem Bereich?
In der Verteidigung. Ein Stürmer kommt außerdem noch.

Was fehlt der TG noch zu den Spitzenmannschaften? Die Spiele gingen alle mit nur einem Tor verloren …
Die Kaderbreite. Wenn Alexander Larbig, Marc Beck und Sven Becker dabei gewesen wären, bin ich der festen Überzeugung, dass wir aus den Spielen gegen Ludwigsburg, Frankfurt und München mindestens vier Punkte geholt hätten.

Auf welchem Weg ist die TG da?
Auf einem sehr guten. Wir wollen ein Signal an andere Teams geben: Wenn du ein talentierter Jugendspieler bist und früh Verantwortung übernehmen willst in der Zweiten Bundesliga, in der Halle vielleicht Erste Bundesliga, dann kannst Du nach Frankenthal kommen. Du hast hier Stephan Decher, der dir viel erklären kann, vielleicht auch mich, der als Trainer viel Input gibt, und du hast eine hungrige Mannschaft, die Gas gibt. Wir wollen ein Anlaufpunkt für alle sein, die es vielleicht beim TSV Mannheim oder Mannheimer HC oder wo auch immer nicht schaffen und in ein familiäres Umfeld wollen. Das muss der Weg sein, bis die Spieler aus der eigenen Jugend wieder nachrücken.

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