Rheinpfalz: „Für nachhaltige Veränderungen braucht man Geduld“ (13.12.2018)

Interview: Stephan Decher, Sportlicher Leiter Jugend, über seine Ziele in der Hockeyabteilung der TG Frankenthal

Frankenthal. Mit der Verpflichtung von Stephan Decher als Sportlicher Leiter des Jugendbereichs verknüpfen viele um den Jahnplatz eine bessere Zukunft für den Traditionsverein TG Frankenthal. Doch da ist noch Geduld gefragt. Im Interview spricht Decher über bessere Trainerausbildung sowie die Rückkehr zu seinem Heimatverein. Und er erklärt, warum eine einheitliche Spielphilosophie nicht unbedingt notwendig ist.

Herr Decher, Sie sind seit Anfang August im Amt. Wie fällt Ihre erste Bestandsaufnahme aus?

Ich habe mir erst mal einen Eindruck verschafft: Wer trainiert? Wie wird trainiert? Was können die Kinder? Zudem habe ich natürlich zahlreiche Gespräche geführt. Da gibt es viele positive Dinge, aber natürlich auch Punkte, an denen man ansetzen kann.

Was können denn die Kinder?

Wir haben viele motivierte und sportliche Kinder, die alle Talent im Umgang mit Schläger und Ball haben. Beim technischen Stand der Ausbildung haben wir in allen Altersklassen allerdings Entwicklungspotenzial.

Wo wollen Sie ansetzen? Wie sieht Ihr Konzept aus?

Das hat mehrere Bausteine. Die Trainerausbildung steht im Vordergrund. Unser Ziel ist es, dass alle Trainer entsprechend ihres Einsatzbereichs optimal ausgebildet sind. Sie sollen genau wissen, was in jeder Altersklasse wie trainiert werden muss. Es darf kein reduziertes Erwachsentraining im Jugendbereich stattfinden. Wir haben viele überaus engagierte Trainer, aber die spezielle Ausbildung, wie trainiere ich im Jugendbereich richtig, fehlt hin und wieder. Weiterhin sind mehrere Projekte geplant, mit dem Ziel, noch mehr Kinder für Hockey zu interessieren. Wir haben zwar eine ansehnliche Zahl …

… 250 nach neuestem Stand ……

aber das ist noch nicht das, was ich mir vorstelle. Um alle Altersklassen optimal zu besetzen, brauchen wir in jedem Jahrgang, männlich wie weiblich, mindestens 15 Kinder. In den nächsten zwei Jahren wollen wir die Zahl auf 400 Kinder erhöhen. Das setzt aber auch voraus, dass wir entsprechend viele und gut ausgebildete Trainer haben. Sehr erfreulich ist, dass schon nach wenigen Wochen in fast allen Altersklassen mehr Co-Trainer auf dem Platz stehen und somit das Training an Qualität gewinnt. Außerdem sind schon zahlreiche Trainer zu Lehrgängen und Fortbildungsseminaren angemeldet beziehungsweise haben diese schon besucht.

Was bringen die Trainerlizenzen dem Verein?

In erster Linie sind die Trainerscheine wichtig, um zu signalisieren, dass unsere Trainer neben ihrer pädagogischen Kompetenz auch die entsprechende Fachkompetenz besitzen. Daneben profitieren wir als Verein aber auch von der Bezuschussung durch den Sportbund für Übungsleiterstunden, die lizenzierte Trainer abhalten.

Wie wollen Sie es schaffen, in zwei Jahren auf dem Jahnplatz 400 Kinder zu haben?

Über gute Arbeit. Frankenthal ist eine Hockeystadt. Ich bin fest davon überzeugt, dass es sich herumsprechen wird, dass wir in Zukunft noch mehr Wert auf Qualität in der Ausbildung legen. Wir werden unsere Kooperationen mit den Kitas und Grundschulen ausbauen. Außerdem gibt es 2019 eine Neustrukturierung unserer Camps. Neben mehreren Hockey-Camps möchten wir auch in den Sommerferien sportartübergreifende Feriencamps anbieten.

Sowohl bei den Jungs als auch bei den Mädchen gab es im Feld keine A-Jugend. Wann ist da mit einer Besserung zu rechnen?

Das wird bei den Jungs sicherlich noch zwei Jahre dauern, da auch der B-Jugend-Kader momentan leider sehr klein ist. Bei den Mädchen werden wir diese Lücke schneller schließen können, gerade in den nachkommenden Altersklassen sind wir gut besetzt. Der Unterbau fehlt natürlich den Aktiven. Abgesehen von der weiblichen B-Jugend ist dann da weniger zu erwarten, oder?Der Unterbau ist schon vorhanden, aber wir müssen es schaffen, noch mehr Talente für die aktiven Mannschaften auszubilden und diese auch zu halten. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Herren im Feld in der Regionalliga spielen. Das zeigt, dass in dem Bereich der Unterbau schon seit längerer Zeit fehlt. Im weiblichen Bereich sieht es für die Zukunft besser aus.

Wenn genügend Trainer und die 400 Kinder da sind, was ist dann der nächste Schritt? Eine einheitliche Spielphilosphie?

Wir benötigen keine einheitliche Spielphilosophie im Jugendbereich, sondern allen Spielerinnen und Spielern müssen die grundlegenden Spielprinzipien klar sein. Diese müssen die Trainer vermitteln. Besonders im taktischen Bereich sehe ich noch Defizite.

Gutes Personal kostet Geld. Wie ist der Plan, das zu bewerkstelligen?

Wir möchten verstärkt in die Jugend investieren, mehr qualifizierte Trainer bekommen. Die werden uns aber auch mehr kosten. Allein über die Mitgliedsbeiträge ist das nicht zu finanzieren. Hier soll unser Jugendförderverein wieder stärker in den Vordergrund rücken. Das Geld aus dem Förderverein soll ausschließlich in die Ausbildung der Kinder fließen. Wir wollen auch projektbezogen um Gelder werben.

Sie haben auch schon den Eltern Ihr Konzept vorgestellt. Welches Feedback haben Sie bekommen?

Ein insgesamt sehr positives, das Interesse an der Veranstaltung war groß, und die Gespräche danach waren durchweg interessant. Als Kritikpunkt wurde angeführt, dass vor allem die Kommunikation innerhalb der Abteilung besser werden muss. Da fühle ich mich als Schnittstelle zwischen Spielern, Eltern, Trainern und Abteilungsleitung.Spüren Sie einen gewissen Druck nach dem Motto: Jetzt muss mit einem Fingerschnipsen alles besser werden?Nein. Ich habe schon gespürt, dass sich viele freuen, dass ich wieder da bin, und das motiviert mich. Aber wer sich mit Hockey auskennt, weiß, wie der Stand des Vereins ist und dass man für nachhaltige Veränderungen Geduld benötigt. Was mich positiv überrascht, ist das große Engagement, aufseiten der Eltern und der Betreuer. Auch die Bereitschaft von jüngeren Spielern, sich als Trainer oder Co-Trainer zu engagieren, ist enorm. Das ist für die Zukunft vielversprechend.

Haben Sie Angst, dass die TG, wenn alles mal greift, zum Ausbildungsverein wird?

Dass hier die Talente gut ausgebildet werden und Vereine wie der Mannheimer HC kommen und die Spieler abwerben?Nein. In Mannheim gibt es zwei Vereine, die zurzeit eine Top-Jugendausbildung machen. Die TG will und wird da wieder hinkommen, da bin ich mir sicher. Dann gäbe es keinen Grund, den Verein zu wechseln.

Was hat für Sie den Ausschlag gegeben, zur TG zurückzukommen?

Es ist mein Heimatverein. Ich habe hier mit vier Jahren das Hockeyspielen gelernt, hatte eine sehr erfolgreiche Jugendzeit und habe mit den Herren in der Bundesliga gespielt. Die zehn Jahre als Trainer der Herren im Anschluss an meine aktive Zeit werden mir immer in positiver Erinnerung bleiben. Es war trotzdem der richtige Schritt, danach mal etwas anderes zu machen. Das hat den Horizont erweitert. Jetzt will ich der TG etwas zurückgeben.

Werden Sie auch selbst eine Mannschaft trainieren?

Ja, das ist geplant. Ich habe Spaß dran, mit Kindern zu arbeiten. Im April 2019 geht das neue Jugendspieljahr los. Da ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich selbst eine Mannschaft trainieren werde. Auch in der Hallenrunde will ich als Co-Trainer helfen.Interview: Christian Treptow

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