Rheinpfalz: „Zufrieden mit Platz vier und hungrig auf neue Saison“

Der Aufsteiger hat sich achtbar geschlagen: Die TG Frankenthal hat die Saison in der Zweiten Feldhockey-Bundesliga auf Platz vier beendet. Die Aufstiegsrunde wurde abgebrochen. Diese hätte TG-Trainer Timo Schmietenknop gerne genutzt, um taktische Varianten unter Wettbewerbsbedingungen zu testen. Jetzt geht der Blick schon in Richtung Spielzeit 2021/22. Die Herausforderungen bleiben.

Können Sie sich noch an den 7. September 2019 erinnern? Es war ein Samstag. Da konnte noch keiner ahnen, dass es für die TG Frankenthal der Auftakt zu einer historischen Hockeysaison werden sollte, die am Ende drei Jahreszahlen beinhalten sollte. Die TG gewann an jenem 7. September 2019 den Auftakt der Feldrunde 19/20/21 5:2 bei der HG Nürnberg. Fridolin Lüschen (2), Johannes Gans (2) und Johannes Zurke waren die Torschützen der Gäste.

Etwa eindreiviertel Jahre später hat sich die Welt komplett gewandelt. Also: Wie geht man mit einer Saison um, die in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich war. Die nackten Zahlen sehen so aus. Die TG ist am Ende Vierter. Torverhältnis: 50:31. In der Offensive waren nur die beiden Top-Teams SC Frankfurt 1880 und Münchner SC besser. Der HC Ludwigsburg hat ebenfalls 50-mal getroffen. Mit 31 Gegentreffern hat die TG die drittbeste Abwehr. Besser waren auch hier nur Frankfurt und München. Die Zehlendorfer Wespen kassierten ebenfalls 31 Tore.

Zufrieden mit Platz vier

So eine Spielzeit macht es auch dem Trainer nicht gerade einfach, ein Fazit zu ziehen. Timo Schmietenknop ist natürlich erstmal zufrieden, dass seine Mannschaft mit dem Thema Abstieg als Aufsteiger nichts zu tun hatte. Und so kann er die Frage, ob er mit Platz vier zufrieden ist, guten Gewissens beantworten: „Ja.“ Klar, natürlich sei der Verlauf der Runde nicht nur nach oben gegangen. Es seien auch ein, zwei Schwächephasen dabei gewesen. „Aber wir haben immer den Kontakt zur Spitze gehalten.“

Leistungsschwankungen seien normal, und daher gestehe er der Mannschaft auch Phasen zu, in denen es nicht so laufe. „Das bleibt eben nicht aus, wenn man junge Leute einbaut“, betont der Übungsleiter. Und so sehe er noch Luft nach oben, gerade bei den einfachen Aufgaben. Schmietenknop zieht ein prominentes Beispiel zur Verdeutlichung heran: „Warum wird Bayern München immer Meister? Weil sie sich keine Blöße gegen die Kleinen geben. Sie verlieren vielleicht mal ein Spitzenspiel, aber Dortmund und Leipzig lassen eben regelmäßig Punkte in Bielefeld und Freiburg. Das passiert den Bayern nicht.“

Dominant auftreten

Aber die TG Frankenthal ist eben nicht der FC Bayern München, auch nicht im übertragenden Hockeysinn. Aber es ist klar, was Timo Schmietenknop meint. Die TG soll dominant auftreten, vor allem gegen die vermeintlich Kleinen in der Gruppe. „Das muss der Anspruch sein“, erläutert er. In den Testspielen gehe es daher gerne auch mal gegen Mannschaften, die Schmietenknop noch nicht auf dem Leistungsniveau der TG sieht. In diesen soll die Mannschaft lernen, das Spiel zu machen und den Druck haben, gewinnen zu müssen.

Unter dem Strich attestiert er seinen Schützlingen eine gute Entwicklung. Mit der Folge, dass sich die jungen TG-Akteure auch in die Notizblöcke der Konkurrenz gespielt haben. Doch Schmietenknop weiß, damit umzugehen. „Es kommt immer auf den Lebensweg an, den der Einzelne einschlagen will. Wir kümmern uns um die Spieler, bieten ihnen ein familiäres Umfeld. Wenn jemand kurzfristig sein Glück in der Ersten Liga versuchen will, ist das okay. Das können wir noch nicht bieten.“ Die TG sei interessant für junge Spieler, die sich entwickeln und Erfahrungen auf Bundesliganiveau sammeln wollen.

Wieder bei Null anfangen

Aber auch Akteure, die bei Erstligisten vielleicht nicht die Spielzeiten bekommen, wie sie sich das vorstellen, können auf dem Jahnplatz Spielpraxis sammeln. Tim Ehret ist ein solcher Fall. Schmietenknop kommt fast schon ins Schwärmen, wenn er von den Trainingsleistungen des Mittelfeldspielers spricht, der vom Mannheimer HC zur TG kam. Doch beim einzigen Auftritt in der Aufstiegsrunde, dem 2:0 gegen den HTC Stuttgarter Kickers, konnte er noch nicht sein volles Leistungsvermögen abrufen. Das galt an dem Tag allerdings auch für den Großteil der Mannschaft.

Für das Team sei es wichtig, dass es in der kommenden Saison wieder bei Null anfängt. Er hoffe, dass seine Schützlinge dann auch wieder diesen Wettkampfdruck vor Zuschauern haben. Die Saison 19/20/21 habe viel Kraft gekostet – sowohl physisch als auch mental. Es seien überdurchschnittlich viele Trainingseinheiten dabei gewesen, in denen die Aufmerksamkeit nicht so da gewesen sei. „Wenn man sich im Training nicht die Wettkampfhärte holt, wird es in den Spielen schwierig.“

Erwachsener geworden

Die Mannschaft habe sich verbessert, sagt Schmietenknop. Vor allem im Spielaufbau habe sich da einiges getan. „Wir spielen jetzt mehr intelligente Schlenzer, nicht mehr nur einfach nach vorne.“ Generell sei die Bereitschaft, im Training zu arbeiten, gewachsen. Hinzu komme, dass die Truppe generell erwachsener geworden sei.

Nachgelegt werden müsse noch im Defensivverhalten. Konkret geht es um das taktische Bewusstsein, in der Raumdeckung schneller wieder auf der eigenen Position zu sein. „Da gibt es eben keine Pausen.“ Aus seiner Zeit in Frankfurt berichtet Timo Schmietenknop, dass es damals vier, fünf Jahre gedauert habe, bis das Team die Raumdeckung verinnerlicht hatte.

Mehr als nur eine Serie von Testspielen

Der Trainingsbetrieb geht jetzt weiter. Die TG, der HC Ludwigsburg und die HG Nürnberg haben gemeinsam eine Spielrunde organisiert. Und die ist für Schmietenknop mehr als nur eine Serie von Testspielen. Denn in den Duellen kann er schon mal den Ernstfall proben. Der tritt in der Feldhinrunde 21/22 ein. Dann ist Johannes Gans zum Studium im Ausland.

Die Diskussion, wer den Kapitän dann ersetzen kann, empfindet der Coach als mühselig. „Das ist wie damals, als ich aufgehört habe. Da hieß es auch: Wer soll in der Halle die Tore schießen? Am Ende haben wir das über die Mannschaft aufgefangen“, erläutert Schmietenknop. Und so soll es auch in diesem Fall laufen. „Wir müssen es als Truppe reißen.“ Bei den Ecken könnten sich beispielsweise Bastian Schneider, Johannes Zurke oder Noah Frank hervortun.

Nach oben orientieren

Selbstverständlich gehen auch die Personalplanungen weiter. Timo Schmietenknop hätte gerne im Sturm noch mehr Auswahl. „Wir haben aktuell nur sechs Stürmer. Lauritz Fuchs muss oft zur Uni, Alex Cunningham ist oft bei der Arbeit eingebunden.“ Noch ein, zwei Angreifer mehr würden guttun, den internen Konkurrenzkampf anzuheizen. Vielleicht wolle ja jemand den Sprung aus der Regionalliga wagen. „Oder jemand, der in der Ersten Liga nicht zum Zuge kommt.“ Da böte sich die TG für Talente an.

Anfang Juli will Schmietenknop in die Vorbereitung für die Saison 21/22 einsteigen. Zugute kommt der TG, dass in der kommenden Spielzeit nach derzeitigem Stand nur neun Teams in der Südgruppe sind. Das heißt, es gibt wohl einen Absteiger weniger. Doch Schmietenknop will sich nicht nach unten, sondern eher nach oben orientieren. „Wir wollen oben dran bleiben.“ Platz drei schwebt ihm vor. „Wir wollen die Liga weiter aufmischen und Gas geben.“

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