Rheinpfalz: Ran an die Großen (15.04.2021)

Hockey: Wenn Corona nicht doch noch etwas dagegen hat, steigt die TG Frankenthal am 24. April mit der Partie gegen den HTC Stuttgarter Kickers in die Aufstiegsspiele zur Ersten Feldhockey-Bundesliga ein. Neuzugang Tim Ehret macht Trainer Timo Schmietenknop viel Freude. Die Nachwuchsspieler kämpfen um Plätze im Kader. Doch auf einen wichtigen Bestandteil muss die TG wohl verzichten.

Von Christian Treptow

 
Frankenthal. Timo Schmietenknop ist ein bisschen verwirrt. Nein, er hat im Training keinen Ball an den Kopf bekommen. Es ist auch nicht die eigene Mannschaft, die dem Coach der TG-Herren Rätsel aufgibt. Es ist das Drumherum. Corona und kein Ende. „Ich blicke langsam nicht mehr durch, wer trainieren darf und wer nicht“, sagt er mit Blick auf die Konkurrenz.

Nun, die TG darf trainieren auf dem Jahnplatz. Und nach aktuellem Stand wird sie am 24. April (16 Uhr) zu Hause gegen den HTC Stuttgarter Kickers auch in die Aufstiegsrunde einsteigen. „Die Kickers sind immer ein unangenehmer Gegner. Sie werden sich wehren“, orakelt der Trainer.

Das mit dem Wehren, dessen kann man sich sicher sein, wird auch auf die Mannschaft der TG zutreffen. „Wir wollen im ersten Spiel auf jeden Fall einen Sieg“, kündigt Schmietenknop an. In den Kampf um den Aufstieg wird Frankenthal aller Voraussicht nach nicht eingreifen können. Zum einen ist das nicht das Ziel, zum anderen sind Mannschaften wie der SC Frankfurt 1880 und der Münchner SC noch ein, zwei Schritte voraus.

Doch die TG ist dran. Sie will zeigen, dass sie mit den Großen in der Süd-Staffel der Zweiten Feldhockey-Bundesliga nicht nur mithalten, sondern dass sie diese auch schlagen kann. „Wir haben in der Breite und in der Qualität einen großen Sprung im Kader gemacht“, sagt der Coach. In der Breite, weil wieder ein paar Junge den Sprung zu den ersten Herren geschafft haben. Die bringen natürlich Qualität mit. In dieser Hinsicht ist aber Tim Ehret wohl die wichtigste Personalie im TG-Kader.

Laut Timo Schmietenknop hat sich der Neuzugang vom Mannheimer HC schon sehr gut integriert und ist von den Teamkameraden auch sehr gut aufgenommen worden. „Er hat sich einen Stammplatz im Mittelfeld erkämpft. Er ist intelligent, hat eine gute Kommunikation und nimmt die Rolle an“, sagt der Coach über seinen Schützling.

„Tim führt im Training viele harte Zweikämpfe, vor allem mit Sven Becker und Johannes Zurke. Er hat seine Rolle gefunden.“ Zudem lege der Neue noch jede Menge Extraschichten ein. Und da die Trainingsleistungen innerhalb der Mannschaft auch dokumentiert werden, habe das schon eine gewisse Wirkung.

Wer jetzt denkt, dass es bei einem breiten Kader – zum Trainingsauftakt im Februar standen 30 Mann auf dem Platz – im Mittelfeld zu Personaldiskussionen kommen könnte, der sieht sich jedoch getäuscht. Maksymilian Koperski hat die TG in Richtung Frankreich verlassen, und Erik Kohlmann plagten laut Schmietenknop in den vergangenen Wochen Hüftprobleme. „Und dann haben wir auch noch ein paar Allergiker im Team, die in den vergangenen Wochen bei dem Pollenflug immer mal wieder aussetzen mussten. Da haben wir eher einen Engpass im Mittelfeld.“ Weshalb der Schweizer Sandro Reinhard vom Sturm ins Mittelfeld beordert wurde und dem Coach zufolge seine Aufgabe sehr gut gemacht hat.

Und doch ist Timo Schmietenknop guter Dinge. „Ich habe das Gefühl, dass die Spieler erwachsen werden. Nicht vom Alter her, sondern von der Mentalität her.“ Konkret bedeute das, dass sich seine Spieler auch von Rückschlägen oder Widrigkeiten nicht beeinflussen ließen. Ein Beispiel: Als vor Kurzem die Bewässerungsanlage auf dem Jahnplatz den Geist aufgab, trainierte die TG trotzdem weiter. Auch wenn das auf einem trockenen Kunstrasen manchmal nicht wirklich vergnügungssteuerpflichtig ist. Schmietenknops einfache Formel: „Hartes Arbeiten, kein Gequatsche.“

Das Leistungsvermögen der Truppe sei nach oben offen. „Wir spielen jetzt auch vermehrt Raumdeckung, sind dadurch flexibler“, erläutert Timo Schmietenknop. Mehr taktische Flexibilität bedeute auch, dass die TG schwerer zu knacken sei. Allein die Automatismen bei der neuen Deckungsvariante fehlten noch. Ansonsten herrsche „totale Vorfreude. Wir haben viel probiert, Sachen, an die wir uns ansonsten nicht rangetraut hätten.“

Etwa anderthalb Wochen vor dem Start in die Aufstiegsspiele nimmt auch der Kader Formen an. Im Tor läuft nach derzeitigem Stand alles darauf hinaus, dass sich Oliver Scharfenberger und Thimo Bernet die Arbeit teilen werden. Beide haben laut Schmietenknop unterschiedliche Stärken. Bernet habe aber noch mal einen großen Sprung gemacht. Daher werde es auch immer auf den Gegner ankommen, wer den Vorzug erhalte.

Dahinter lauern Julius Wagner und Luca Helbing. Schmietenknop attestiert beiden eine sehr gute Entwicklung. Die beiden Arrivierten werden sie aber wohl nicht verdrängen. „Ziel ist es, in einem Spiel einen der Jungen einzusetzen“, sagt Schmietenknop. Einen Freibrief gebe es aber nicht. „Das ist im Moment noch eine Idee.“

Etwas mehr als eine Idee ist, auch in der finalen Phase der Saison 19/20/21 weitere Nachwuchsspieler die rauere Luft bei den Aktiven schnuppern zu lassen. In der Sturmmitte habe Kevin Kühn sehr gute Chancen auf Einsätze. „Allerdings ist er gerade auch Allergie-geplagt.“ Auf den Außenpositionen in der Abwehr haben Simon Taubert und Fotios Dagas auf sich aufmerksam gemacht.

Bei aller Vorfreude, eine Kröte wird die TG wohl schlucken müssen. Denn Zuschauer werden zunächst wohl nicht zugelassen sein bei den Heimspielen. Und doch gibt es Hoffnung für die Fans. Denn die TG plant, die Spiele auf dem Youtube-Kanal im Internet live zu übertragen.

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