Rheinpfalz Interview: „Ich sehe viele strahlende Kinder“ (04.04.2019)
Interview: Die Herren der TG Frankenthal wären in der Halle fast aufgestiegen, die Damen sind abgestiegen. Wie es mit den beiden Teams jetzt im Feld weitergeht und wie es mit dem Nachwuchs aussieht, berichtet Hockey-Abteilungsleiter, Herren-Spieler und ehemaliger Damen-Co-Trainer Timo Schmietenknop im Interview.
Herr Schmietenknop, wie zufrieden ist der Hockey-Abteilungsleiter der TG mit der Hallensaison?
Mit den Herren bin ich sehr zufrieden. Wenn man die Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr sieht, dann stimmt da die Richtung. Auch von den Zuschauern habe ich ein gutes Feedback bekommen. Das ist für mich immer ein Signal, dass es die Jungs auf dem Feld auch gut machen. Da bin ich dann auch nicht traurig, dass es mit dem Aufstieg nicht geklappt hat. Bei den Damen bin ich unzufrieden. Das war unterirdisch. Da sieht man, was es ausmacht, wenn mal Unruhe in der Mannschaft ist und nicht alle an einem Strang ziehen. Wir sind verdient abgestiegen. Ich habe aber ein positives Gefühl für die Zukunft. Wir haben den Umbruch gestartet.
Wie zufrieden ist Timo Schmietenknop als Spieler der ersten Herren?
Ich denke, da kann ich schon zufrieden sein. Es ist schön zu sehen, wie sich zum Beispiel Johannes Zurke und Fridolin Lüschen reingebissen haben. Ich denke, meine Leistung war auch okay mit fast 40 Toren. Der Stürmer ist immer nur so gut wie das Team. Also haben wir nicht so viel falsch gemacht. Aber die zwei Unentschieden gegen Ludwigsburg waren unnötig.
Und wie zufrieden ist Timo Schmietenknop als Co-Trainer der Damen?
Der ist der Unzufriedenste von den dreien. Weil es Fridolin Lüschen und mir nicht gelungen ist, die Mädels zu erreichen. Dann kamen viele Verletzungen dazu. Vielleicht lagen auch zu viele Hoffnungen auf uns. Unterm Strich muss man sagen, dass wir alle nicht gut performt haben. Und als Trainer haben wir nicht die richtigen Mittel gefunden. Das nagt heute noch an mir.
Mit Lea Schopper hat eine weitere Leistungsträgerin den Verein verlassen. In welche Richtung geht die Entwicklung der Mannschaft?
Es ist schwer, da eine Prognose abzugeben. Lea ist natürlich ein herber Verlust. Aber wir haben immer noch eine schlagkräftige Mannschaft. Jetzt kommen Emma Finke, Annika Koch und Meike Stillger aus der Jugend nach. Die sind jünger, aber auch hungriger. Ich sehe uns unter den besten drei Teams der Regionalliga.
Wie macht sich der neue Trainer Rainer Schwenk?
Ich mag ihn als Typ. Und ich denke, er fühlt sich wohl. Ich habe auch noch keine Klagen aus der Mannschaft gehört. (lacht) Was auf dem Platz passiert, muss sich zeigen.
Sehen Sie die Gefahr eines weiteren personellen Aderlasses, wenn die Mannschaft auch im Feld absteigen sollte? Gerade im Hinblick auf die guten Jahrgänge, die aus der Jugend nachrücken.Mit Prognosen, ob Leute wechseln, liegt man immer falsch. Da sind so viele Faktoren im Spiel. Viele der Jungen haben verstanden, dass wir uns um ihr Wohl kümmern, egal in welcher Liga. Ich gehe aber zu 100 Prozent davon aus, dass wir auch nächste Saison in der Regionalliga spielen.
Wesentlich besser sieht es derzeit bei den Herren aus. Ist der direkte Wiederaufstieg in die Zweite Bundesliga Pflicht?
Pflicht ist ein hartes Wort. Wir waren extrem gut vorbereitet. Von daher war es schade, dass wir vor der Winterpause nur vier Spiele hatten. Unterm Strich sehe ich uns als stärkstes Team der Liga. Da sollte der Aufstieg dann auch das Ziel sein.
Mit Hans-Christian Damm steht mindestens bis Sommer ein Trainer zur Verfügung. Wie sieht es danach aus?
Zunächst mal bin ich froh, dass Hans uns in der Situation unterstützt. Der Trainermarkt im Hockey ist schwierig. Und wenn man sich, wie wir, in direkter Nachbarschaft zum TSV Mannheim und Mannheimer HC befindet, ist es noch ein Stück schwerer. Mit Hans hat es in der Halle gut geklappt. Und so lange eine Lösung gut funktioniert, kann man auch daran festhalten. Wir können uns niemanden backen, führen aber in Absprache mit Hans Gespräche auch mit anderen Trainern. Aber wir müssen nichts übers Knie brechen. Wir bräuchten eher einen Co-Trainer.
Wie ist da der aktuelle Stand?
Da ist der Markt quasi leergefegt. Viele haben finanziell andere Vorstellungen, die unsere Kapazitäten übersteigen. Wir können uns kein Gehalt leisten, das drei Vierteln von dem eines Trainers entspricht. Vielleicht sprechen wir auch einfach die falschen Leute an.
Stephan Decher soll dafür sorgen, dass mit der Jugend künftig besser klappt. Wie sieht seine erste Bilanz aus Ihrer Sicht aus?
Er macht einen überragenden Eindruck. Die Akribie und der Elan, mit denen er bei der Arbeit ist, sind nicht zu toppen. Ich habe keine Ahnung, wo er die Zeit hernimmt.
Wo sehen Sie heute schon die Auswirkungen seiner Arbeit?
Am besten sieht man das bei den Minis. Da sind derzeit 25 bis 30 Kids auf dem Platz. Wir gehen im Jugendbereich mit etwa 40 Trainern in die Saison. Das heißt, jeder Coach hat in der Regel einen oder zwei Co-Trainer zur Unterstützung. Wenn ich zum Jahnplatz komme, sehe ich viele strahlende Kinder. Das hat uns in der Vergangenheit gefehlt.
Dechers Ziel sind 400 Kinder und Jugendliche bis 2025 bei der TG. Wie viele sind es aktuell?
Etwa 280. Aber das Ziel ist realistisch, wenn es so weitergeht wie bei den Minis.
Wie beschreiben Sie die Stimmung derzeit im Verein?
Hm, Aufbruchstimmung ist jetzt übertrieben. Aber es ist so, wie ich mir das vorstelle. Zusammenhalt und Engagement sind sehr gut. Es ist super, wie viele Eltern helfen.
Und wie lange sehen wir den Spieler Timo Schmietenknop noch auf dem Platz?
Das ist wirklich schwierig. Aufgrund des Berufs bin ich mal voll und mal gar nicht im Training. Die Feldrunde will ich auf jeden Fall noch fertig spielen. Es heißt ja, man sollte lieber aufhören, so lange die Leute das bedauern würden. (lacht)
Aber Lust, noch ein Jahr oder zwei Jahre dranzuhängen hätten Sie?
Klar.
Interview: Christian Treptow