Rheinpfalz: „Gar nicht so schlecht“ (21.02.2019)

Saisonbilanz: Für die ersten Herren der TG Frankenthal hat es ganz knapp nicht gereicht zum Aufstieg. Das 2:2 gleich zum Saisonstart gegen den Rüsselsheimer RK war der Knackpunkt, um punktemäßig mit Ludwigsburg gleichauf zu bleiben. Doch die Mannschaft von Hans-Christian Damm hat eine sehr gute Runde gespielt und ist ungeschlagen geblieben. Timo Schmietenknop hat für die Tore gesorgt, die Abwehr ist die beste der Südgruppe.

Von Christian Treptow

 
Frankenthal. Es war ausgerechnet das erste Saisonspiel, in dem die TG Frankenthal die große Chance auf den Aufstieg aus der Hand gab. Klar, das wusste am 30. November noch niemand, als sich die Turngemeinde gegen den biederen Rüsselsheimer RK mit einem mageren 2:2 begnügen musste. Doch unterm Strich waren es diese zwei Punkte, die den Frankenthalern in der Endabrechnung auf Meister und Aufsteiger Ludwigsburg gefehlt haben.Doch mit solchen Gedankenspielen will sich TG-Coach Hans-Christian Damm gar nicht lange aufhalten. „Was wäre, wenn … Was bringt es, dem groß nachzutrauern?“ Genauso gut könne man argumentieren, dass es die TG in den direkten Duellen mit den Schwaben hätte klar machen können. In Ludwigsburg endete die Partie 9:9, in Frankenthal 7:7. In beiden Spielen hatte die Turngemeinde Siegchancen. Beim Rückspiel in Frankenthal lag die TG zu Beginn der zweiten Halbzeit sogar schon 5:3 vorne, kassierte dann aber vier Tore in Folge.

Es sei irgendwann absehbar gewesen, dass derjenige aufsteigt, der gegen die schwächeren Teams in der Liga alles gewinnt, sagt Damm. Ludwigsburg habe das geschafft und es damit auch verdient aufzusteigen. Mit der Leistung seiner Mannschaft ist er sehr zufrieden. Damm spricht von einer sehr guten Runde: „Ich weiß nicht, wer uns vor der Saison Platz zwei zugetraut hat.“ Und: „Wir waren nicht zu schlagen.“

Ein Ziel des Trainers hat das Team jedenfalls umgesetzt. „Ich wollte, dass wir die beste Abwehr haben. Das haben wir geschafft“, so Damm. Womit die Frankenthaler allerdings auch die alte Sportweisheit widerlegen, nach der die Offensive Spiele, die Defensive aber Meisterschaften gewinnt. Und auch das zweite Ziel, so lange wie möglich um den Aufstieg mitzuspielen, habe man erreicht. Von daher charakterisiert Damm die Runde in der Zweiten Hallenhockey-Bundesliga als „eine erfolgreiche Saison, bei der aber die Belohnung fehlt“.

Schwer gewogen habe der Ausfall von Lauritz Fuchs, der sich zu Beginn des Jahres einer Schulteroperation unterziehen musste. Da habe der TG dann hinter Timo Schmietenknop ein Stürmer gefehlt, der 20 Tore mache, meint Damm. Fuchs hat sieben Tore auf dem Konto, Sandro Reinhard acht, Johannes Gans neun und Fridolin Lüschen sieben. Auch die Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor habe er bisweilen vermisst, sagt Damm.

Routinier Schmietenknop hatte vor dem Beginn der Feldrunde 18/19 die Kapitänsbinde an Johannes Gans weitergereicht. In der Halle zeigte Schmietenknop aber, dass er nach wie vor Herz und Seele der Mannschaft ist. 38 Tore standen für ihn am Ende zu Buche. Damit führt er unangefochten die Torjägerliste in der Südgruppe an. Die Torjägerkanone der gesamten Zweiten Liga verpasste er knapp. „Alleine die Anzahl der Tore ist überragend“, sagt Damm. Schmietenknop sei aber auch im Defensivverhalten vorbildlich. „Er ist wohl einer der besten Spieler in der Zweiten Liga.“ Die TG ohne den Mann mit der Nummer 17 ist derzeit nur schwer vorstellbar.

Positiv fällt Damms Bewertung aus, wenn er durch die einzelnen Mannschaftsteile schaut. Oliver Scharfenberger sei als Torwart der Anführer der besten Abwehr der Liga. „Darauf kann er stolz sein.“ Was ihm noch fehlt? „Zehn Zentimeter“, sagt Damm, lacht und spielt damit darauf an, dass Scharfenberger nicht der größte Keeper ist. In der Halle komme es viel auf Erfahrung an. Die müsse Scharfenberger jetzt sammeln. Nachholbedarf sieht Damm noch im Spiel ohne Ball und im Lenken der Vorderleute.

Wie schon im Feld, so hat die TG auch in der Halle mit ihrer Athletik überzeugt. In der Saison des Abstiegs aus der Ersten Hallenbundesliga war der Truppe regelmäßig gegen Ende die Luft ausgegangen. Mittlerweile ist das Team konditionell auf der Höhe. „Wir haben mittwochs nach dem Ecken- oft noch Athletiktraining angehängt“, erzählt Damm. Das habe sich ausgezahlt. Leidtragender dieser neuen TG-Tugend war unter anderem der Limburger HC, der mit 14:5 aus der Halle geschossen wurde. Da gab die TG 60 Minuten lang Vollgas. Es war das beste Spiel der Frankenthaler in dieser Saison. Zugute kam der Mannschaft die läuferische Klasse auch beim Spiel in Unterzahl. „Die haben wir gut wettgemacht“, so Damm.

Er ist auch zufrieden mit dem Auftreten, wenn sein Team mit einem Spieler mehr auf dem Platz war. Vor allem zu Hause gegen Ludwigsburg überzeugte die Mannschaft mit sechs Feldspielern in der Schlussphase, war auch das bessere Team, als Ludwigsburg ebenfalls den Keeper rausnahm. „Das haben wir oft trainiert“, sagt Damm. Im Rückblick hätte er das vielleicht auch schon zum Saisonbeginn gegen Rüsselsheim machen sollen, um ein Zeichen an die Mannschaft zu senden, dass es unbedingt drei Punkte sein sollen, meint er. „Aber am ersten Spieltag weiß man nicht, wo es hingeht. Dann verliert man vielleicht gegen Rüsselsheim und danach in Ludwigsburg und ist ruckzuck im Kampf gegen den Abstieg.“

Er selbst hat seine erste volle Hallensaison als Cheftrainer der TG-Herren genossen: „Es war eine gute Erfahrung. Es hat Spaß gemacht, hatte Höhen und Tiefen.“ Als Spieler – diese Perspektive kennt Damm ja auch – schaue man auf die eigene Leistung. Als Trainer komme einem doch von Zeit zu Zeit dieses „Was wäre wenn“ in den Kopf. Klare Ansagen seien nicht das Problem gewesen. „Ich habe als Spieler schon immer gerne gesagt, wo es langgeht“, sagt Damm und lacht.

Und irgendwie ist auch zu spüren, dass ihn das Feuer gepackt hat, an der Seitenlinie zu stehen. Auch die Mannschaft, so sagt er, wolle gerne mit ihm weitermachen. Ursprünglich sollte Damm nur während der Hallenrunde an der Seitenlinie stehen. So war auch seine Planung. Doch im Gespräch ist rauszuhören, dass er schon Lust hätte, die Mannschaft weiter zu betreuen. Dafür hätte er aber ganz gerne einen Co-Trainer, um die Last auf mehrere Schultern zu verteilen.

Auch Abteilungsleiter Timo Schmietenknop, der sehr zufrieden mit dem Verlauf der Hallenrunde ist, signalisiert, dass der Verein gerne mit Damm als Herrencoach weitermachen möchte. Und in Sachen Co-Trainer sei man in ein, zwei Gesprächen.

Eine Personalie kann der Abteilungsleiter schon bekanntgeben: Mit Timo Bernet kommt ein weiterer Spieler aus dem Nachwuchs des Mannheimer HC über den Rhein in die Pfalz. Schmietenknop bezeichnet den Neuen als „sehr guten Torwart auf Bundesliganiveau“.

Kommentar

Gar nicht schlecht

Die aktuelle TG-Mannschaft ist in der Zweiten Bundesliga gut aufgehoben.

Mit Trainer Hans-Christian Damm ist mittelfristig wieder mehr drin.

Wir werden nie erfahren, wie die Saison der TG Frankenthal in der Zweiten Hallenhockey-Bundesliga gelaufen wäre, wenn im ersten Spiel ein Heimsieg gegen den Rüsselsheimer RK gelungen wäre. Das ist auch egal. Die TG hat eine sehr gute Runde gespielt und geht ohne Niederlage aus der Halle in die Feldvorbereitung. Das sollte genügend Selbstvertrauen geben, um im Feld den Betriebsunfall Abstieg in die Erste Regionalliga wieder auszubügeln.

Platz zwei ist auch gar nicht schlecht. Denn ob eine Spielzeit in der Ersten Hallenhockey-Bundesliga dem Team gut getan hätte? Natürlich gehören Niederlagen auch zum Lernprozess einer jungen Mannschaft. Die Gefahr, dass ein Team an einer Saison, in der es nur deftige Schlappen hagelt, zerbricht, ist groß. Auch wenn sich Erste Bundesliga schön liest und vielleicht der eine oder andere Zuschauer mehr in die Halle käme – die Zweite Bundesliga ist sowohl in der Halle als auch im Feld derzeit die Liga, in der die TG vom Leistungsvermögen her gut aufgehoben ist. Die Teams aus Mannheim und München sind derzeit noch eine Nummer zu groß.

Der Vater dieser guten Hallensaison ist Trainernovize Hans-Christian Damm. In der Halle ist er ungeschlagen. Er hat der Mannschaft ein System aus stabiler Defensive und Konterstärke verordnet, mit dem die Truppe das Gros der Spiele souverän gewonnen hat. Dabei zeigte er sich auch taktisch flexibel. Ihm ist durchaus zuzutrauen, dass er, wenn er dabei bleibt – mit der Unterstützung eines qualifizierten Co-Trainers – die Turngemeinde im Feld zum direkten Wiederaufstieg führt. Dem Verein ist zu wünschen, dass Damm weitermacht. Langfristig!

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